Die Steinkohlenmine Hasard Cheratte, im wallonischen Teil von Belgien, gehört wohl zu den interessantesten Orten der belgischen Kohlenindustrie. Der erste Schacht dieser Anlage wurde bereits 1850 angelegt und erreichte eine Tiefe von immerhin 250 Metern.
Nach einem schweren Unglück im Jahre 1877 wurde die Grube geschlossen und erst 28 Jahre später wieder eröffnet. Gleichzeitig riss man die alte Anlage nieder und errichtete ein neues Gebäude im neogotischen Stil über der Mine Nr. 1.
Nach der Fertigstellung dieses markanten Gebäudes, in dessen Malakow-Turm die Förderanlage untergebracht war, begann man wieder mit dem Abbau von Steinkohle.
Im Jahre 1920 wurde durch die Firma Beer de Jemeppe ein Waschhaus angebaut und 7 Jahre später erweiterte man die Grube um einen zweiten Schacht mit einem Förderturm aus Stahl, der allerdings nicht mehr erhalten ist.
Zwischen 1927 und 1947 wurde dann der Bau einer dritten Schachtanlage vorangetrieben, die bis 1938 eine Tiefe von 313 Metern erreichte. Zu ihr gehörte ein großer Förderturm aus Stahlbeton. Ursprünglich war die Maschine für die Kohlenförderung im oberen Teil des Förderturms untergebracht, diese stellte sich aber als unzureichend heraus und wurde durch eine am Boden installierte Anlage ersetzt.
Die Förderung von Steinkohle über Schacht Nr. 3 konnte allerdings erst im Jahre 1953 beginnen, nachdem man bis auf eine Tiefe von 480 Metern vorgerückt war. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Förderung von Schacht Nr.1 eingestellt und dieser in einen Rettungsschacht umgewandelt. Der Schacht Nr. 2 wurde aufgegeben und versiegelt.
Zu Hochzeiten, in den 30er Jahren arbeiteten in Hasard Cheratte bis zu 1500 Bergleute und Minenangestellte. Für sie wurde durch die Bergbaugesellschaft „Société anonyme des Charbonnages du Hasard“ im Jahr 1925 nach einem auf dem Reißbrett entwickelten Plan eine eigene Stadt, bestehend aus 200 Häusern gebaut. Jedes Haus besaß einen Abwasserkanal, 6 Zimmer, fließend Wasser und elektrisches Licht. Nach Schließung der Mine im Jahre 1977 wurde die Stadt von einer sozialen Wohnungsbaugesellschaft übernommen und erhalten.
In den 70er Jahren löste in Belgien Erdgas die Kohle als Energieträger ab. Da die in Hasard Cheratte geförderte Kohle hauptsächlich für den Hausbrand verwendet wurde konnte die Anlage nicht mehr gewinnbringend betrieben werden. Bevor sie geschlossen wurde arbeiteten in ihr noch ca. 600 Angestellte für die „Société anonyme des Charbonnages du Hasard“. Die Minengesellschaft verkaufte dass Gelände dann nach 1977 an Armand Lowie, einen flämischen Bauspekulanten, der die Gebäude abreißen wollte. Eine Verordnung aus dem Jahr 1978 stellte das Hauptgebäude aber unter Denkmalschutz und hinderte ihn daran seine Pläne durchzuführen. Dieser Verordnung folgten weitere Dekrete aus den Jahren 1982, 1992 und 1997. 2007 nahm man Hasard Cheratte in das Förderprogramm der Region Wallonien auf und es wurden Schritte zum Erhalt des Gebäudes unternommen. Hierbei erneuerte man unter anderem das Dach des Hauptgebäudes.
Nach neuesten Informationen will der belgische Staat 2014-2015 mit der vollständigen Sanierung des imposanten Hauptgebäudes beginnen und die anderen Gebäude und Hallen zum Teil abreißen. Bisher ist davon aber noch nichts zu sehen. Weitere Informationen über Hasard Cheratte gibt es hier. (In französischer Sprache)
The coal mine of Hasard Cheratte (or Cheratte 10) is the main colliery of Société anonyme des Charbonnages du Hasard, composed of four mine shafts. The first well was dug in 1850 to extract dice coal and closed for the first time in 1877 following an accident. It re-opened thirty years later in 1907 and operated until 1977. In the early twenty-first century, the mine has gained some notoriety as an urban ruin. Remediation of the site and the demolition of several buildings are planned for October 2015. Read more here… (Wikipedia)